Marie-Luise Heller, 1918 in Worms geboren, begann ihre künstlerische Karriere als figurative Malerin. Früheste Ölbilder und Zeichnungen entstanden bereits Mitte der 1930er Jahre. Anfang der 1940er Jahre begann Marie-Luise Heller ein akademisch-klassisch orientiertes Malerei- und Zeichenstudium an der Städelschule in Frankfurt am Main. In den 1950 Jahren setzte sie sich in einer experimentellen Phase intensiv mit der abstrakten und ornamentalen Kunst auseinander. Künstlerische Kontakte hatte sie in dieser Zeit unter anderem mit Pablo Picasso.
Vermutlich durch den Ungarn Victor Vasarély inspiriert, wohl aber auch durch die Architekturgrotesken des Niederländers M.C. Escher, finden sich in ihrem Werk aus den späten 1950er Jahren auch bereits Op-Art Einflüsse. Mit ihren Siebdrucken und Filzstiftzeichnungen setzte sich Marie-Luise Heller in den 1960er Jahren – wohl auch angeregt von der Pop-Art und der Gebrauchsgrafik – sehr intensiv in starkfarbigen Kompositionen mit grafischen und geometrischen Systemen wie der Spirale, Geflechten oder ineinander verschlungenen Bändern, sowie mit perspektivischen Formgebilden auseinander.
Ab 1969 tritt Acrylglas als Arbeitsmittel in den Vordergrund. Marie-Luise Heller arbeitete zunächst mit flüssigem Acryl auf Kunststoffscheiben. Nach einer mehr experimentellen Phase entstehen geometrische Objekte, die immer einen architektonischen Bezug haben und die durch ihre Zweidimensionalität zum Teil optische Täuschungen hervorrufen.
Die Bearbeitung der Trägerplatten erfolgte durch Schneiden und Auftragen von Sprühfarben: „Die Plexiglasscheiben wurden so geliefert, dass beide Seiten zum Schutz beklebt waren. Auf diese Schutzbeschichtung hat die Künstlerin ihre Formen mit Zirkel, Linear und anderen Hilfsmitteln aufgetragen und dieses Formgebilde danach mit unterschiedlichen Messerchen ausgeschnitten“ 1. Auf die so freigewordene Fläche des Plexiglases wurde dann in mehreren Sprühgängen Farbe gesprüht bis eine gewisse Dichte erreicht worden war.
Diese äußerst präzise gefertigten Objekte entstanden aus zwei oder mehr Scheiben, die in strenger Anordnung zueinander durch Rundstäbe aus Metall oder Acryl gehalten werden. Je nach Lichteinfall oder sich verändernder Positionen des Betrachters verändern sich die Wirkungen der Konstellationen.
Es folgten – inspiriert durch die Auseinandersetzung der Künstlerin mit fernöstlicher Philosophie – Schlangenformen. Horst G. Ludwig schreibt in seiner Monografie über Marie-Luise Heller, dass die Künstlerin in ihren Formfindungen neben dem Zen-Buddhismus und dem chinesischen Taoismus wohl auch von der islamischen Ornamentik und der islamischen Kalligraphie angeregt worden sei 2.
André Lindhorst, 2015, Köppe Contemporary
1 Horst G. Ludwig, Marie-Luise Heller, Lust der Linie, München, 2000, S. 104
2 Der Text von André Lindhorst stützt sich weitgehend auf die Monographie von Horst G. Ludwig zu Marie Luise Heller
1918
geboren in Worms als Unternehmertochter
1933
Marie Lusie verlässt die Mädchenschule in Worms als Protest gegen die Ungerechtigkeiten an jüdischen Klassenkameradinnen, sie geht in ein Internat
1939
Reise nach Paris, Begegnung mit Picasso
1941
Beginn des Studiums an der Städelschule Frankfurt a.M. bei Prof. Günther Graßmann
1948
Beginn des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Willi Geiger, wohnhaft in München bis 2006
2000
Veröffentlichung des Buches „Lust der Linie“, Hrsg Dr. Horst Ludwig, Hirmer Verlag München2006Umzug nach Augsburg
2009
verstorben in Augsburg
2015
Marie Luise Heller und Freunde (u.a. Otto Piene, Michael Croissant, Christa von Schnitzler, Herbert Peters) Claudia Weil Galerie, Friedberg
2011
Sonderschau Messe München, Galerie Gabriele Reichold
„Lust der Linie“ Wittelsbacher Schloß Friedberg
2010
Kunstraum Kettner, Augsburg
2009
Kunstraum Kettner, Augsburg
2006
Ausstellung Galerie Florian Trampler, Dießen am Ammersee
2000
Buchpräsentation mit Ausstellung bei Galerie Marion Grcic-Zirsch, München
1999
Seerosenpreis der Stadt München, Ausstellung im Kunstpavillon „Alter Botanischer Garten“ mit dem Titel „Dialog der Linien“
1997
„Lust der Linie“, Museum der Stadt Worms
1996
Ignaz-Günther Haus in München „Variable Krümmungen“
1982
Goethe-Institut in Brüssel “Plexiglas-Objekte, Meditationsfahnen und Sequenzen“
1981
Aktion „Erdteppich“ in Worms fassbar, anfassbar, unfassbar“,
1981
Kulturreferat der Stadt München
1979
Galerie Ludwig, München
1978
Galerie Ludwig, München
1977
Galerie Christa Moering, Wiesbaden
1975
Galerie Christa Schübbe, Düsseldorf
1973
Tapisserie im Atelier Wylach, Wuppertal
1972
Ausstellung im Studio Orny, München
1972
Ausstellung Galerie Grcic-Ziersch, Wuppertal
1972
Studio Bruckmann, München
1971
Ausstellung im Zürich-Haus, Frankfurt am Main
1971
Dia-Objekte, Osram-Haus, München
1968
Ausstellung bei Galerie Christa Moering, Wiesbaden
1968
Ausstellung „Modern Art“ Berlin, Galerie Horstmann
1955
Ausstellung in der Festungsanlage der Grimaldi in Antibes
2014
„Spielobjekte – Die Kunst der Möglichkeiten“ Museum Tinguely Basel
2013
„Kunststoff“ Kunstverein Spirale Treuchtlingen
2012
Accrochage Claudia Weil Galerie, Friedberg
2002
„Kunst als Lebenselixier“, Seidl-Villa, München
1981
Künstlerwerkstätte Lothringerstraße München
1976
„Wormer und Frankenthaler Künstler im Landtag“, Mainzer Landtag
1975
Kunstverein München
1972
Teilnahme an der Olympia-Ausstellung „Weltkulturen und moderne Kunst“ im Münchner Haus der Kunst
1972
Kunstverein Karlsruhe
1071
Landesmuseum Wiesbaden
1968
Ancona II „Annuale Italiana d’Arte grafica“
1967
Staatliche Graphische Sammlung München „Kunst der Graphik in und um München“
1958
Haus der Kunst „Aufbruch zur modernen Kunst“
1951 bis 1959
regelmäßige Ausstellung im Haus der Kunst München „Neue Gruppe“
1946
erste Ausstellung im damaligen Festhaus Worms
Ulrika Evers: Deutsche Künsterlinnen des 20. Jahrhundert, Ludwig Schultheis Verlag Hamburg 1983
A.A.-Ziese: Allgemeines Lexikon der Kunstschaffenden, Band 2, arte factum Verlagsgesellschaft mbH Nürnberg 1986/87
Juliane Roh: Deutsche Kunst der 60er Jahre, Bruckmann Verlag München 1971
Juliane Roh: Das Kunstwerk, Oktober 1978
S. Wichmann (Hrg): Weltkulturen und Moderne Kunst, Bruckmann Verlag München 1972
Horst Ludwig: Weltkulturen und moderne Kunst
Kunsthistorisches Institut der Universität Mainz
Staatsgalerie moderner Kunst München
Graphische Sammlung, München
Sammlung Rodenstock München
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