Als großartiger Zeichner ist Christian Rickert bereits in den späten 1960er Jahren berühmt geworden. Sein zeichnerisches Œuvre hing neben Werken von Künstlern, die allesamt im Who‘s Who der modernen Kunst vermerkt sind: Baselitz, Beckmann, Beuys, Chagall, Janssen, Picasso, Pollock, Richter, Wols – um nur einige wenige zu nennen. Mit seinem Zyklus „Paradise Lost“ präsentiert sich Christian Rickert nun als Maler: ebenso großartig.
Der so betitelte Zyklus ist eine gemalte Hommage an das gleichnamige epische Gedicht des englischen Dichters John Milton, das 1667 veröffentlicht worden ist und bis heute eine Inspirationsquelle für diverse Künste darstellt. Es erzählt, in 12 Bücher gegliedert, die Geschichte des Höllensturzes der gefallenen Engel, der Versuchung von Adam und Eva durch Satan, des Sündenfalls und der Vertreibung aus dem Garten Eden.
Christian Rickerts „Paradise Lost“ besteht aus vier imposanten Bildern. Allesamt sind es keine wort-getreuen Illustrationen der dichterischen Vorlage, bei denen der Text vollständig und bis ins Detail nachweisbar ist. Darum geht es auch gar nicht. Vielmehr gelingt es dem Künstler, das Essentielle von Miltons Text assoziativ zu erfassen und mit den Mitteln der Malerei kongenial umzusetzen.
Den eigentlich visuellen Ausgangspunkt seines Zyklus bildet daher auch ein anderes kleines Meisterwerk: das wunderschöne „Paradiesgärtlein“ eines unbekannten oberrheinischen Künstlers (um 1420). Dieses zeigt in einer für das frühe 15. Jahrhundert bemerkenswerten Verbindung aus Naturnähe und Idealität das damals häufig rezipierte Thema der Madonna im „hortus conclusus“: in einem durch eine Mauer verschlossenen Gartenidyll, hier noch ergänzt durch das Jesuskind samt himmlischem Hofstaat.
Doch dieses paradiesische Idyll ist für den souveränen und passionierten Zeichner Christian Rickert nur ein inspirierender Vorwand. Durch die Übersetzung in seine eigene Handschrift wird es einer radikalen Verfremdung unterzogen. Es entsteht ein linearer Entwurf auf der Leinwand, der durch Stilisierung, Reduktion auf Wesentliches, bewusste Platzierung von Akzenten und gekonntes Einräumen von Freiräumen besticht.
Wie Miltons Satan mit hinterlistiger Absicht den Garten Eden aufsucht, um aus Rache an Gott dessen Lieblings-geschöpf Mensch zu verführen, so dringt in Rickerts neu geschaffene Bildwelt, z. B. auch in seinen weiteren Zyklus zum „Balkankrieg“, ein mutwilliger Zerstörer ein. Hier wie dort erkämpft sich der destruktive Eindringling in unterschiedlichen Situationen und Rollen, u. a. als Brudermörder Kain, als Spion, als Verstoßener, als Soldateska, einen gewaltigen Raum, mutiert zur zentralen Bildfigur und entpuppt sich als Auslöser für eine grauenvolle Phantasmagorie des Verfalls.
Dr. Heike Welzel-Philipp – Kunsthistorikerin (Textauszug aus dem Katalog „Christian Rickert – Paradise Lost“)
1940
Geboren in Breslau
1960–1966
Studium an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin
1966
Meisterschüler bei Prof. Fietz
lebt und arbeitet in Berlin
1967
Galerie Brechburhl, Grenchen (Schweiz)
1968
Galerie Wolfgang Ketterer, München
1970
Kunstverein Kassel
Städtisches Museum Mülheim an der Ruhr
1972
Galerie Wolfgang Ketterer, München
1973
Galerie Schlieper (mit Asta Faillard), Hagen
Augsburger Kunstverein
Galerie 2000, Berlin
1974
Galerie Niepel, Düsseldorf
Max-Plank-Institut, Mülheim an der Ruhr
1975
Galerie Rothenstein, Bremen
1978
Galerie Niepel, Düsseldorf
Galerie Thomas Wagner, Berlin
„Christian Rickert: Handzeichnungen 1959 – 1978“, Spendenhaus Reutlingen
1980
„Fragmente, Relikte, Chiffren“, Galerie Hadwig, Berlin
1982
Galerie Niepel, Düsseldorf
LOT-Quartier, Berlin
1983
Galerie Hartwig, Berlin
Galerie Rampoldt, Berlin
1984
Galerie Rampoldt, Berlin
Sommerausstellung (zusammen mit Georg Seibert) K 14, Oberhausen
1987
Galerie Rampoldt, Berlin
Galerie Niepel, Düsseldorf
1988
Städt. Museum Mülheim a. d. Ruhr (mit Dorothee Golz und Evelyn Serwotke)
2013
„Enigma“, Kommunale Galerie Berlin
1965
„Kunstpreis Junger Westen“ Recklinghausen, Kassel, Berlin
Moderne Kunst am Niederrhein, Dinslaken
„Kunstpreis Neues Forum 65“, Bremen
1966
Berliner Kunst in Tokio
1967
Große Berliner Kunstausstellung, Berlin
Münchener Kunstausstellung, Berlin
„Meister der Zeichnung – aus der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts“, Kunstverein Hamburg und Frankfurt
„Deutsche Handzeichnungen und Aquarelle der letzten zwanzig Jahre“, Kunstverein Hannover
„Deutscher Kunstpreis der Jugend 1967 – Grafik“, Bochum, Mannheim, Enschede
Junge Grafik, Berlin
1968
„Vier junge Zeichner“, Museum Ulm
„Akt 68“, Kunsthalle Recklinghausen
„Menschenbilder“, Kunsthalle Darmstadt
„Selbstbildnisse des 20. Jahrhunderts“, Galerie Pels-Leusden, Berlin
Fernsehfilm „Christian Rickert“ von Hannes Keil im ZDF
1969
„Kunstpreis Junger Westen“, Recklinghausen
„40 Deutsche unter 40“, Bergen, Stavanger, Trondheim, Oslo, Bremen
„Der Akt in der Kunst des 20. Jahrhunderts“, Galerie Pels-Leusden, Berlin, Galerie Brockstedt, Hamburg
1970
Deutscher Künstlerverbund, Hannover
„Das Tier in der des 20. Jahrhunderts“, Galerie Pels-Leusden, Berlin
1971
„Ausgewählte Handzeichnungen und Aquarelle“, Galerie Lietzow, Berlin
„aktiva 71“, Haus der Kunst, München, Landesmuseum Münster
„Das Selbstbildnis in der Kunst des 20. Jahrhunderts“, Galerie Pels-Leusden, Berlin
„Hommage à Senefelder“, Aargauer Kunsthaus, Aarau, Stuckvilla München, Victoria and Albert Museum, London
„Berliner Realisten“, Galerie Ostentor, Dortmund
Kunst- und Informationsschau Köln
Internationale Kunstmesse Art 2’71 Basel
Informationsschau Berlinder Galerien, Berlin
1972
„Liebespaare in der deutschen Grafik des 20. Jahrhunderts“, Farbwerke Hoechst, Frankfurt, Kunstverein Ludwigshafen, Staatliche Grafische Sammlung, München
„Realistische Tendenzen“, Boettcherstraße Bremen
4. Internationale Frühjahrsmesse für multiplizierte Kunst, Berlin
III. Internationale Biennale der Grafik, Florenz
„Ausgewählte Handzeichnung und Aquarelle III“, Galerie Lietzow, Berlin
1973
5. Internationale Kunstmesse, Berlin
Düsseldorfer Kunstmesse (IKI), Galerie Udo Liebelt, Marburg
„Mit Kamera, Pinsel und Spritzpistole“, 27. Ruhrfestspiele, Recklinghausen
1974
„18 deutsche Zeichner“, Kunsthalle Baden-Baden
„30 Ruhrpreisträger stellen sich vor“, Städt. Museum Mülheim an der Ruhr
1975
„Der Einzelne und die Masse“, 29. Ruhrfestspiele, Recklinghausen
„Berlin Prospekt ’75“, Galerie Huber, Frankfurt
„Erotische Lyrik und Grafik“, Galerie Lietzow, Berlin
„7. Frühjahrsmesse Berliner Galerien“, Galerie 2000, Berlin
1976
„8. Frühjahrsmesse Berlinder Galerien“, Galerie 2000, Berlin
1977
„Fliegen – ein Traum“, 30. Ruhrfestspiele Recklinghausen
1978
„12 norddeutsche Zeichner“, Städt. Galerie Nordhorn, Kunsthalle
Wilhelmshaven, Kunstverein Wolfsburg
1983
Deutscher Künstlerbund, Berlin
1984
„Nationale der Zeichnung“, Augsburg, Färbergässchen
„Neubau-Schienenstrang“, LOT-Quartier, Berlin
1985
„Kunst konzentriert“, Galerie Rampoldt, Berlin
1986
„Kunst konzentriert“, Galerie Rampoldt, Berlin
1987
„Kunst konzentriert“, Galerie Rampoldt, Berlin
„20 Jahre Giesebrechtstr. 13“, Galerie Rampoldt, Berlin
1991
„fifty – fifty“, Galerie Rampoldt, Berlin
1999
„Kulturpreis Schlesien an bildende Künstler 1978-1998“, Ausstellung der Stiftung Schlesien, Oldenburg
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