Bodo Rott ist 1971 in Ingolstadt geboren. Er studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1999 arbeitet Bodo Rott in Berlin als freischaffender Künstler.
Die Motive des Künstlers scheinen alltäglichen Situationen entnommen. Mit Mischwesen, in denen wir ebenso Kinder wie Erwachsene sehen können, wirft er knappe und rätselhafte Schlaglichter voller Andeutungen auf Lebensmomente – Kinderspiele, eine Modenschau, Jahrmarkts- und Zirkusszenen beispielsweise. Seine Motive sind zumeist eingebettet in ein mattes Schwarz, wie wir es etwa von Schultafeln kennen.
Was diese Bilder so beeindruckend macht, ist zum einen die eigenwillige Stilistik, die der Künstler aus einem Zusammenspiel von Abstraktion und realistischer Malweise entwickelt hat. Zum anderen ist es die ebenso irritierende wie rätselhaft-bedrohliche Atmosphäre, die das Werk von Bodo Rott auszeichnet und die seiner Kunst vielleicht gerade aus ihrer Versunkenheit in der Erinnerung heraus besonders nachdenkliche zeitbezogene Aspekte verleiht.
Oft hat der Betrachter den Eindruck, sich an der Grenze von Schlaf- und Wachzustand zu bewegen. Auffällig ist das Changieren zwischen Realem und Imaginärem. Die Bilder des Künstlers thematisieren beunruhigende Erfahrungen. Situationen treten rätselhaft wie aus Dämmerträumen heraus – manchmal zwischen Traum- und Wahngebilden – ins Bewusstsein. Es dominieren figurative Szenen. Dargestellt sind oft Kinderspiele, wie wir sie alle kennen. Auffällig ist die Dynamik des Geschehens. Von den Motiven gehen ebenso Momente des harmonischen Zusammenlebens wie der Konfrontation, der Entfremdung und der Einsamkeit aus. Oft wirken die dargestellten Personen isoliert, wie auf sich selbst verwiesen oder mit sich alleine beschäftigt. Nicht nur in Macht- und Aggressionsgebärden sowie in angedeuteter kindlicher Erotik sind Bezüge zum Erwachsenenleben unverkennbar. Bodo Rotts Kinderdarstellungen wirken selbstbewusst und wissend, aber manchmal doch auch so hinterhältig, aggressiv und bösartig, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, sie führen Diabolisches im Schilde.
Zwielichte oder auch unheimliche Szenerien, in denen das Szenario verrätselt ist, lassen den Betrachter ahnen, ob sich nicht doch hinter dem ersten Eindruck scheinbar harmloser Situationen Heimtücke, Boshaftigkeit und Aggressivität verbergen. In Rotts Bildern geht fast immer ein Riss durch die scheinbare Idylle. In die kindliche Lebensfreude und spielerische Eroberung der Welt, die uns der Künstler in seinen Bildern vor Augen führt, mischen sich Erfahrungen von Gewalt, Macht und Unterdrückung.
Typisch für die jüngeren Werkserien des Künstlers ist die Hinwendung zur Ornamentik über geometrische, pflanzliche, tierische und menschliche Texturen. In diese Motivik mischen sich auch die Darstellungen von Fabelwesen und Fantasiegeschöpfen aus verschiedenen kulturellen Überlieferungen. Auch das Neben- und Übereinander von Produkten der Konsumgesellschaft, die wie eine unaufhaltsam voranrückende Masse die zentralen Motive überwuchern, ist augenfällig. Die Gegenstände, Dosen, Tuben, Handtaschen, Kleidungsstücke, sind oft nur skizzenhaft in seltsam körperloser Substanz angedeutet. In solche Kompositionen stellt sich der Eindruck eines Missverhältnisses in der Beziehung von Mensch und Lebensmilieu ein.
Immer geht es in Bodo Rotts Bildern um Begegnungen. Begegnungen zwischen Menschen. Begegnungen mit dem eigenen Ich. Oder Begegnungen mit Erinnerungen. Rotts Kunst bewegt sich an der Grenze von Wirklichkeit und Vision. Vergangenheit und Gegenwart werden in Beziehung zueinander gesetzt. Der Mensch mit seinen Widersprüchen steht im Mittelpunkt einer Bildsprache, die ebenso von Werken der alten wie der modernen Kunst beeinflusst ist als auch von Gestaltungsprinzipien des Comics oder anderer bildlichen Ausdrucksmitteln der Alltagskultur (Plakatkunst, Illustration, Graffiti etc.). Situationen treten rätselhaft wie aus Dämmerträumen heraus ins Bewusstsein. Dem Reiz dieser Bilder und dem Gefühl, dass sie vielleicht auch mit ihm selbst zu tun haben, kann sich der Betrachter kaum entziehen.