Nach ihrem Studium der Malerei mit Abschluss als Meisterschülerin an der Kunstakademie in Warschau (2006-2011), hat die 1983 geborene Künstlerin mit erfolgreichen Ausstellungen in Sydney, Australien, und San Francisco, USA, sowie demnächst in Berlin einen steilen Karrierestart hinter sich.
Ihre Bilder haben die schreierische Farbigkeit von Hochglanzcover moderner Modemagazine. Und auffällig ist, dass sich die Künstlerin in ihren Bildern zumeist selbst inszeniert. Beispielsweise als mit riesigen Micky Maus Ohren ins Groteske überzeichnete Disney-Comicfigur. Oder als lasziv sich positionierende Kindfrau. Einmal liegt sie nackt gebettet auf rosaroten Wolken – als sehnsüchtig Träumende zwischen protzigen Prada- und Gucci-Luxusartikeln.
Dann wieder posiert sie glamourös und mit knalligem Make-up als Hollywood-Schönheit. Oder sie spaziert als exzentrische Touristin mit rosaroter Brille durch Disney-World und zelebriert sich provozierend kokett als fröhlich-naiver Teenager mit Zahnspange. Solche Motive mit der Künstlerin als Hauptdarstellerin spielen oft an auf das amerikanische Amüsier-Showbusiness und seinen schrillen Teeniestars wie beispielsweise Miley Cyrus oder Justin Bieber.
Es herrscht eine dissonante Stimmung im Werk der Künstlerin. Die Botschaften die Werke der polnischen Künstlerin ausstrahlen sind doppeldeutig. Es herrschen eine dissonante Stimmung und ein kritischer Aspekt im Werk der Künstlerin. So lässt sich aus den Interviews, die Justyna Kisielewicz in jüngster Zeit gegeben hat vermuten, dass diese Bilder von persönlicher Erfahrung inspiriert sind als auch aus einem Lebensgefühl heraus, das Justyna Kisielewicz als Kind und Jugendliche im „grauen Warschau“ der 1980er und 1990er Jahre empfunden hat. Demgegenüber standen ihre Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume auf ein anderes Leben.
Justiyna Kisielewicz Bilder faszinieren einerseits durch die Perfektion des fotorealistischen Mal-Aktes, dem ein ebenso langwieriger wie altmeisterlicher Herstellungsprozess (u.a. mit selbstgefertigten Eitemperafarben) zugrunde liegt, aber sie verstören andererseits durch die radikale Übertreibung und harte Persiflage im realistisch-farbenfrohen Stil der Pop Art.
Immer geht es bei diesem Spiel mit Kitsch, Banalität und maßloser Egozentrik um die Auseinandersetzung mit westlichem Lifestyle. In Interviews hat die Künstlerin ihren konzeptueller Ansatz mit Bezug auf eine Äußerung des kanadischen Philosophen Marschall McLuhan erläutert: „Künstler sollten wie Seismographen funktionieren, die Gefährdungen erspüren und von Bedrohungen warnen“.
Einer Überfluss- und Spaßgesellschaft die sich im närrischen Treiben ergeht und die die harte Realität weitgehend ausblendet, stellt Justyna Kisielewicz mit subversivem Augenzwinkern ihre hintergründig-ironisch Bilder gegenüber. Dabei steht ihr Werk eng mit einem Ur-Thema der europäischen Kunst in Zusammenhang, dem Thema des Narrenschiffes, mit dem der deutsche Dichter und Moralist Sebastian Brant bereits im 15. Jahrhundert die Laster und Torheiten seiner Zeit geißelte.