Die Idee einer Auseinandersetzung mit dem Thema Nacht in der Galerie KÖPPE CONTEMPORARY entstand aus dem Eindruck heraus, dass Nachtbilder in der Malerei der Gegenwart, vor allem bei der jüngeren Malergeneration, wieder zu bevorzugten Bildmotiven zählen.
Der Untertitel der Ausstellung („Zeitgenössische Kunstbeiträge zu einem zeitlosen Thema“) verweist nicht nur darauf, dass sich das Thema – seit dem ersten Nachtbild das die Kunstgeschichte kennt und das um ca. 1475 gemalt wurde – durch die Jahrhunderte zieht, sondern dass Nachtsujets von der Renaissance über den Barock und die Romantik bis zum Ende des 19. Jahrhunderts für die Künstler und ihren Rezipienten auch eine erhebliche Bedeutung hatten. Bis heute ist das Nachtbild ein relevantes und wichtiges Ausdrucksmittel der Malerei geblieben. Stets ist es formal und inhaltlich erweitert und verfeinert worden.
Wie setzen heutige Künstler das Thema „Nachtbild“ um? Was verbinden sie damit? Welche maltechnischen Neuerungen, welche Gestalt- und Ausdrucksmittel verwenden sie? Diesen Fragen geht die Ausstellung nach. Der Traum, der Schlaf, das Unbewusste, das Tragische, das Grauenvolle, das Unheimliche, Trauer, Leid und Tod – aber auch die Schönheit einer nächtlichen Szenerie – das waren schon immer Themen, die mit dem Sujet des Nachbildes verbunden waren.
Heute entfaltet sich die künstlerische Inspiration zu diesem Thema allerdings vielfach über gesellschaftlich und politisch relevante Thematiken. Darin dokumentiert sich sowohl eine gestiegene Aufmerksamkeit gegenüber dem Weltgeschehen als auch eine gewisse Verunsicherung durch die gegenwärtigen globalen Konflikte und Krisen. In den Werken der Ausstellung „Nachtbilder“ kommt somit auch eine künstlerische Reflexion der gegenwärtiger gesellschaftlicher Verwerfungen und Umbrüche bei Malern der jüngeren Künstlergeneration zum Ausdruck. Auffällig ist auch, dass die Künstler der Ausstellung ihre persönliche Weltwahrnehmung häufig in (verschlüsselten) Selbstbildnissen dokumentieren und – zum Beispiel in Bildzitaten – einen Blick zurückwerfen auf die eigene Bildtradition, in der sie stehen und die sie weiter führen.
Die Ausstellung zeigt ausgewählte Gemälde von Künstlern aus China, Österreich und Deutschland. Wie eine Terra incognita, wie eine unerforschte Landschaft, wirken die nächtlichen Landschaftsszenerien von Becker Schmitz (Moers). Die Bilder des Künstlers sind aufgeladen mit mystischer und melancholischer Stimmung. Sie sind Ausdruck von Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Und aus einer tieferen Dimension heraus klingt in diesen Bildern manchmal eine apokalyptische Grundstimmung an. Für Kevin A. Rausch (Wien) ist die Nacht ebenso Erfahrungs- wie Gefahrenraum. Die Welt die er malt, ist schlechthin formlos und chaotisch und ohne jeden religiösen Überbau. Der Mensch wird in sie als Weg- und Sinnsuchender hineingeboren und ist auf sich alleine angewiesen. Die emotionale Wirkung der Nachtbilder von Bodo Rott (Berlin) beruht darauf, dass seine Bilder uns Erinnerungen aus der Kindheit ins Bewusstsein zurückrufen. Seine Kindfiguren operieren wie auf einer Theaterbühne und offerieren dem Betrachter Psychogramme zwischenmenschlicher Spannungen. Motive frühkindlicher Prägungen und Stigmata verbindet Bodo Rott mit Themen wie Gewalt, Macht, Sexualität, Vergnügen, Einsamkeit und Anonymität. Peng Yu (Peking/Berlin), Maler, Fotograf, Filmemacher und Schriftsteller, setzt sich in Nachtbildern, die er in den traditionellen künstlerischen Tusch- und Pinseltechniken asiatischer Künstler realisiert, mit dem demografischen Wandel seiner Heimat China und deren Kontrast zwischen Tradition und Moderne auseinander. Den romantischen Aspekt, den seine Reisebilder ausstrahlen verbindet der junge Chinese mit unheimlichen und bedrohlichen Momenten.